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Rahel: „Ich liebe Sprache, die ein sehr schöner Witz ist“

Aktualisiert: 8. Mai 2023

Die Newcomerin Rahel veröffentlichte am 17.03. ihre zweite EP „Ein sehr schöner Witz“, vollgepackt mit Synth-Pop-Attributen, New Waves Sounds und herrlich ironischen Zeilen, die einen durch die Songs begleiten. Wir haben uns nach ihrer Release-Show am 25.03. im rhiz getroffen und über ihre EP, das Live-Spielen und die Kraft von witziger Sprache unterhalten.


Du kommst gerade von der Bühne - wie geht's dir?

Es war sehr schön. Die Leute waren offen und cool und divers und verziert und haben mitgesungen. Es war einfach eine sehr schöne Stimmung. Ich hab’s sehr genossen und bin ur dankbar!.


Deine EP „Ein sehr schöner Witz“ ist jetzt schon eine Woche alt, wie fühlt sich das an?

Ich bin sehrl zufrieden, auch wie das Visuelle aussieht und dass die Songs draußen sind, die mir alle auch ur wichtig sind. Und weil das alles immer mehr diese musikalische Richtung ist, in die ich immer gehen wollte. Das fühlt sich gerade alles sehr gut und lebendig an.


Foto: Michèle Yves Pauty

Dein Sound wird ja immer wieder als Teil der schon länger aufkommenden „Neuen Neuen Deutschen Welle“ eingeteilt. Wie hast du den Sound für dich entdeckt? Stand das von Anfang an für dich fest oder hat sich das in der Entwicklung so ergeben?

Das hat einfach viel Spaß gemacht. Ich hatte eine Zeit, in der ich mir viele Dokus angeschaut habe. So Sachen von Nena und Ideal und das hat mich alles irgendwie sehr inspiriert. Es ist ja immer so mit Trends, man schnappt das dann immer irgendwo auf. Und das (NNDW) ist ja auch jetzt schon länger wieder ein Trend. Das fanden wir gut! Wir haben es aufgeschnappt, wie Vöglein bei einem gemütlichen Flug über die heimischen Wiesen und Wälder. Der Raphi (Raphael Krenn) und ich haben dann versucht, unser Eigenes daraus zu machen.


Wird es bei dem Sound bleiben oder hast du für das nächste Projekt vielleicht schon wieder andere Pläne?

Ich glaube, ein gutes Lied funktioniert in jedem Genre. Bei uns gerade geht’s in so eine rockige Richtung. Ich glaube, so poppige Refrains sind aber immer gut, egal ob man dann einen rockigen New Wave Song hat. Die Zukunft wird rockig und wild. Weil die Welt ist schon sehr wild und man hält sie sonst nur sehr schlecht aus.


Ich liebe deine Songs nicht nur wegen dem Sound, sondern auch deinen Texten. Die sind so lieblich gefühlvoll verpackt und gleichzeitig zeigst du dem Patriarchat damit immer wieder bissl den Mittelfinger. Was ist dir wichtig beim Songs-Schreiben?

Besten Dank! Am wichtigsten ist mir eine Sprache, die auch wirklich von mir kommt. Es war ein Prozess, wo ich am Anfang auch viele Plattitüden und abgedroschene Sachen verwendet habe. Da war irgendwie alles so glatt und fadlich und gar nicht weird oder lustig oder schön oder merkwürdig. Man merkt es sich nicht, so eine unmerkenswürdige Sprache. Man muss gähnen oder weinen dann und das möchte ich wirklich vermeiden. Ich liebe einfach Sprache, die ein sehr schöner Witz ist.

Foto: Merve Ceylan

Wenn ich deine EP höre, dann habe ich sofort diesen Retro-Vibe im Kopf, den du auch visuell sehr passend umgesetzt hast. Du hast gerade schon angesprochen, dass dir das Visuelle schon auch wichtig ist. Welche Rolle spielt das in deiner Kunst?

Prinzipiell weiß ich echt nicht, ob ich Kunst mache. Ich sag immer lieber: Ich bin kreativ. Aber ob das jetzt Kunst ist, das ist wirklich schwer zu sagen. Weil, es sind sooo viele Leute kreativ, zum Glück, und ich glaube nicht alles oder eigentlich sehr wenig davon ist vielleicht Kunst. Wer weiß es schon? Jede:r für sich. Jedenfalls ist mir das Visuelle sehr wichtig. Das macht mir auch viel Spaß. Ich bin ur der Farb-Mensch. Ich überleg mir gerne, welche Farben zusammenpassen - Auf den Covers und in den Videos. Oder vielleicht grad gar nicht zusammenpassen. Es ist voll schön, weil ich immer irgendwie Leute finde, die mit mir losziehen und meine Vision umsetzen. Zum Beispiel hat das Cover von der EP meine Mitbewohnerin gemacht. Da sind wir einfach spontan in den Wald gegangen und haben das Foto gemacht. Es ist sehr schön, solche Menschen zu haben, die das mit einem machen - ist nicht selbstverständlich. Leider hat uns ein grindbatziger Mann dabei beobachtet. Wir haben ihm eine Verbalwatsche gegeben. Das war gut.


Du kommst ja auch ein bisschen aus der Schauspiel-Richtung. Gibt’s irgendwo Parallelen, die dir jetzt in der Musik helfen, die du mitnehmen konntest aus dem Schauspiel?

Nur ein bissi komme ich aus dem Schauspiel. Ich hab sie mir nur mal angeschaut, die schauspielende Welt. Ich denke, es hilft mir vor allem auf der Bühne. Ich mag es sehr gerne, Kontakt zum Publikum herzustellen. Mir liegt das auch echt am Herzen, dass mir das gelingt. Weil ich mir heute auch wieder gedacht habe, es ist so arg, dass die ganzen Leute herkommen und sich die Zeit nehmen. Es gibt auch so ein Überangebot an Tänzen und Gesängen und Festen im städtischen Gebiet und dann mag ich einfach, dass man eine gute Zeit hat und sich auch eventuell daran erinnert!


Was ist dir besonders wichtig beim Live-Spielen?

Ich versuche auch immer, so einen Kontakt mit der Band zu haben. Da muss ich mich dann immer selbst daran erinnern, dass da ja noch vier andere unglaublich coole Menschen mit mir auf der Bühne stehen! . Und mir ist es eben auch ur wichtig, dass die Leute nicht nach Hause gehen und sich denken, das war jetzt ein austauschbarer Abend. Ich will, dass sie irgendetwas mitnehmen. Vielleicht sogar irgendetwas, das ihnen hilft, in sehr witzlosen Zeiten.


Welcher Song funktioniert live am besten?

Heute haben wir drei neue Songs ausprobiert und das war schön. Die neuen Sachen sind natürlich immer irgendwie am aufregendsten, weil es halt neu ist und man noch nicht weiß, wie es ankommt! „Tapp Tapp Tapp“ ist natürlich immer lustig.

Was mir auch aufgefallen ist: du setzt dich gerne für gute Zwecke ein. Wir haben uns letztes Jahr beim Weltwassertag für Viva Con Augua schon gesehen. Du hast auch schon ein paar Benefiz-Konzerte gespielt und heute gab’s vergünstigte Tickets für finanziell schwächere Gruppen. Auch beim Wasserball von Viva con Agua am 13. Mai trittst du auf und unterstützt so den Verein wieder. Ich finde das super, dass du das alles in deiner Musik so einbaust. War das eine bewusste Entscheidung, das so miteinander zu verbinden?

Ja, das war schon eine bewusste Entscheidung. Und gleichzeitig wird’s einem hier auch sehr leicht gemacht. Weil einfach ganz viele Leute ganz viele coole Projekte haben und mich fragen, ob ich bei solchen Sachen spielen will. Ich mache das voll gerne. Gleichzeitig ist meine Arbeit ein kleiner Tropfen auf einem sehr heißen Stein. Ich wünsch mir, dass das Projekt wachsen kann und ich mich noch aktiver einsetzen kann, wenn ich mal größere Ressourcen habe.


Auf Instagram heißt du @radikalrahel - was bedeutet es für dich, radikal du selbst zu sein?
Foto: Marlene Fröhlich

Ich höre ganz oft: „Hä, wieso heißt du ,radikalrahel’, du bist doch gar nicht so radikal?“ Ich sag dann immer: „Ja, aber es steht ja auch mein Name dahinter.“ Und was „Rahel“ dann genau dabei ist und bedeutet, das bleibt mir selbst überlassen. Man kann ja radikal in alle Richtungen sein. Sowie der Andi (Salò) zum Beispiel, kann man auch „radikalsoft“ sein. RAHEL bedeutet “das Mutterschaf”. Man könnte beispielsweise radikal mutterschafig sein.


Du warst ja dieses Jahr für den Amadeus Award nominiert. Wie fühlt sich das an für dich?

Es ist so schön, wie supportive FM4 ist. Preise sind ur subjektiv und irgendwie geben sie einem als Mensch Bestätigung. Ich wünsche mir eine Gesellschaft, die sich von solchen Sachen ein bisschen lösen kann. Weg von dem Gedanken, “Ich bin etwas wert, weil ich jetzt einen Preis habe.” Ich wünsche eigentlich allen, die leidenschaftlich in dem sind, was sie tun und sich für ihre Werte einsetzen, dass sie einen Preis bekommen. Ich finde alle sollten einen Preis bekommen. Alle, die keine Nazis sind!


Hast du eine Botschaft an die Leute, warum sie für dich abstimmen sollen, wenn du wieder irgendwo nominiert wirst?

Ich bin sehr anti-autoritär und hippie-esk aufgewachsen. Ich mag solche Ellbogen-Sachen nicht - deshalb wünsche ich mir zum Beispiel eben, dass dieser kapitalistische Druck ein bisschen rausgenommen wird. Ich will auch überhaupt nicht, dass die Leute bei einem Konzert sich denken „Wow, die steht da oben und ich bin hier unten“, weil so ist es mir oft gegangen. Ich will einfach, dass es keine Hierarchien gibt und das mit meiner Musik auch so ein bisschen verbreiten. Dafür mag ich mich einsetzen, wenn ich einen Preis gewinne.


Was können wir als nächstes von dir erwarten? Was sind deine Pläne?

Überraschungen, Schönheit, wie auch immer man sie definiert! Ich denke mir in letzter Zeit echt oft, das Leben ist sehr kurz. Es ist alles ein bisschen egal und ich will einfach, dass alle Spaß haben. Ich werde Musik veröffentlichen, die vielleicht irgendwem irgendwie bei irgendwas hilft. Zum Beispiel beim Knöpfe ordnen und Rezepte Erfinden. Oder auch beim Existieren vielleicht. Das wäre sehr schön. Ich wünsch mir, dass man viel von mir erwartet. Weil ich hab’ im Moment so eine Lust, noch ganz lange, ganz lustige kleine große Sachen zu machen. Bald spiele ich zum Beispiel mit Danger Dan. Das wird schön.







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