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Endless Wellness: „Es tut schon gut, manchmal Nackapatzi zu sein“

Endless Wellness - ein Bandname, der sich genauso wohlig anfühlt, wie die Musik, die sich dahinter verbirgt. Bei der Label Night von „Ink Music“ vergangenen Mittwoch (03.05.) haben wir uns zum allerersten Interview mit Philipp, Adele, Hjörtur und Milena alias Endless Wellness getroffen. Gemeinsam sind wir und auf Getränkepaletten im Backstage vom Chelsea gehockt und haben über ihre langjährige Freundschaft, ihre Debütsingle „Hand im Gesicht“ und darüber geredet, wie es ist, ein „Nackapatzi“ zu sein.

Ihr steht kurz vor eurem Auftritt, zwei Tage vorm Release - wie geht’s euch gerade?


Milena: Ich bin schon aufgeregt. Jetzt gerade geht’s, aber heute ist schon ein großer Abend. Wir haben auch ein paar Sachen heute umstellen müssen, weil der Philipp keine Rhythmusgitarre spielen kann wie sonst. Das ist nochmal extra aufregend.

Philipp: Ja, Sehnenscheidenentzündung.

Hjörtur: Aber ich finde, das spricht sehr für die Songs. Sie funktionieren auch in anderen Arrangements, mit weniger Instrumenten. Das ist schön, um sie jetzt auch mal zu prüfen. Wir sind nicht abhängig von den Arrangements, wie wir sie normalerweise spielen und können da flexibel sein. Es hilft aber auch, dass es eh noch keine Aufnahmen davon gibt, das lässt uns eine gewisse Freiheit.

Foto: Rea von Vić

Ihr kennt euch schon super lange und seid gut miteinander befreundet. Warum habt ihr jetzt beschlossen, gemeinsam Musik zu machen? Wie ist das zustande gekommen?


Philipp: Ich habe schon länger Songs geschrieben, die ich niemandem gezeigt habe, bis auf ein paar Leuten. Hjörtur war einer der wenigen, der die Songs gekannt hat und er war auch so meine Musik-Connection. Er hat mir dann irgendwann ein bisschen viel in den Arsch getreten, dass dieses Projekt zustande kommen muss. Dann haben wir darüber geredet und festgestellt, dass Adele gerade angefangen hat Gitarre zu lernen. Milena und ich waren auch früher einmal in einer Band, als wir Teenies waren. Die Konstellation hat sich sehr schnell so ergeben.

Hjörtur: Eigentlich ist es deshalb passiert, weil wir ein Schlagzeug gekauft haben. Dann habe ich dem Philipp gesagt: „Das Schlagzeug steht da, was machma jetzt?“ Damit haben wir dann auch endlich anfangen können zu proben.

Philipp: Ich glaube, der Hjörtur hat im Endeffekt für uns alle entschieden, dass wir das machen.

Milena: Ich nenne den Hjörtur auch gerne den „Puppet-Master“, weil er die Strings gezogen hat, sodass jetzt alles so zusammengekommen ist. Er hat alles sehr gut eingefädelt.

Adele: Ich habe eigentlich nur so am Rande mitbekommen, dass da ein neues Projekt entsteht. Sie haben mich dann gefragt, ob ich mitspielen mag. Dann hab ich gesagt: „Aber ich kann nur Geige spielen, und ich mag nicht Geige spielen.“ Die Antwort war: „Ja dann spiel Gitarre.“ Dann habe ich gemeint: „Ich kann aber nicht Gitarre spielen.“ Und sie haben gesagt: „Wurscht!“ Dann habe ich Gitarre gelernt und hatte auch einen Motivationsgrund zu üben. Mir hat mein Hintergrund aus der klassischen Musik das aber auch um einiges vereinfacht, also das ist dann ziemlich schnell gegangen.


Hjörtur, du warst ja lange bei Oehl dabei, im vergangenen Jahr habt ihr euch getrennt. Kannst du nochmal kurz erzählen, wie es zu der Entscheidung kam? Wie war dann der Übergang zu Endless Wellness?


Hjörtur: Ja, Anfang letzten Jahres habe ich das letzte Konzert mit Oehl gespielt und habe gespürt, dass ein Bedürfnis zu einem Wechsel da ist. Wir hatten mit Endless Wellness auch schon angefangen zu arbeiten, das hat mir auch Kraft und die Sicherheit gegeben, dass es musikalisch weitergeht. Es hat auch jetzt natürlich einen großen Vorteil für mich, schon in vorherigen Projekten gearbeitet zu haben. Vieles von Oehl oder auch meiner anderen Band Chili and The Whalekillers kommt jetzt gut zum Einsatz und es ist schön, das in einem neuen Kontext zu machen.


Eure Debütsingle „Hand im Gesicht“ kommt am Freitag (05. Mai) raus - Wie geht’s euch damit?


Adele: Endlich. Da tut man so lange herum und dann gibt’s das schon so lange und man ist dann als Band auch schon irgendwie weiter. Deshalb finde ich’s richtig gut, dass das jetzt endlich raus geht in die Welt.

Philipp: Das ist extrem aufregend, dass es das dann in der Öffentlichkeit gibt. Vor so zirka zwei Jahren war es ein sehr enger Kreis, der diesen Song gekannt hat. Den gibt's auch schon sehr lange. Und jetzt kommt er einfach in die Öffentlichkeit.

Es fühlt sich aber auch ein bisschen komisch an, dass dieser Song unser Debüt ist, weil er eben einer der ältesten ist. Es fühlt sich nicht mehr so an, als würde er jetzt gerade passieren. Weil die Songs, die jetzt passieren, schon ganz woanders sind. Aber irgendwie war es für uns auch wichtig, dass das der Erste ist, weil er auch eine jüngere Energie hat und ein bisschen zulässt, dass man mit uns mitwächst. Der Song ist sozusagen das Prequel.


Foto: Rea von Vić

Der Song ist zwar sehr witzig, ironisch geschrieben aber trotzdem arg verletzlich. Werden die nächsten Projekte auch so sein?


Philipp: Ich glaube, die meisten Songs sind sehr persönlich. Die anderen drei bekommen das eh mit: Ich habe immer so ein bisschen Sorge, dass sich die Songs nur nach „auskotzen“ anhören. Aber ich glaube, im besten Fall wird ein persönlicher Struggle schnell was Anderes, als nur ein Auskotzen, wenn man es in die Öffentlichkeit trägt.

Milena: Ich glaube auch, dass viele Songs, die dann noch kommen, zum Beispiel auch „Kinder“, aus so einer persönlichen Perspektive kommen und dann ins Größere gehen. Die persönlichen Gedanken und Entscheidungen sind ja auch immer mit einem Kontext verbunden und ich glaube, das kommt in anderen Liedern auch noch einmal expliziter heraus. Aber ich glaube, für „Hand im Gesicht“ stimmt das auch so.

Hjörtur: Das ist ja eigentlich auch das Spannende daran. Ein Song, wo’s darum geht, sich zurückzuziehen und nicht zu kommunizieren, dann zu veröffentlichen ist ein sehr schöner Widerspruch.

Adele: Vor allem mit so einem Wumms!


Seid ihr gern ein „Nackapatzi“?


Milena: Physisch oder metaphorisch? Also, metaphorisch kann ich noch sehr daran üben, mehr von mir zu zeigen. Aber das mache ich ja jetzt, wenn ich mit Musik auf der Bühne stehe.

Adele: Ja, ich glaube, das ist schon gut. Es tut schon gut, manchmal Nackapatzi zu sein. Es muss halt im richtigen Kontext mit den richtigen Leuten sein.

Hjörtur: Vor allem, wenn’s jetzt wärmer wird, ist es schon gut.


Ihr spielt sehr mit Wortbildern, das macht den Song schon mal sehr besonders. Wie entsteht bei euch ein Song? Wer macht was?


Philipp: Es ist schwer zu sagen, weil es sich gerade wo anders hinbewegt, als wo wir begonnen haben. Es gibt Songs, die wir gemeinsam ausgearbeitet, aber dann wieder komplett umgedreht haben, was voll schön war. Hjörtur hat dann immer wieder sehr gute Inputs gegeben. Zum Beispiel wollte ich einfach nur Gitarre einspielen und auf einmal ist dann ein durchgehender Synthie auf dem Song gelandet.

Hjörtur: Das Ding bei uns ist auch, dass wir uns sehr viel über die Thematiken in den Songs austauschen. Es passiert auch oft, dass die Strophen erst in der Folge passieren, wenn wir über die Dinge reden und wirklich Deep-Talk führen.

Philipp: Ich finde, „Kinder“ war dafür sehr bezeichnend. Es war klar, das ist ein spannender Song. Aber der hatte noch nicht so ein richtiges Ende gefunden. Dann haben wir, glaube ich, drei Stunden lang einfach über das Kinderkriegen geredet und philosophiert. Dann war plötzlich das Ende des Songs da, wo das alles so auf den Punkt kommt.


Hilft es euch in eurer Musik, dass ihr schon so lange befreundet seid?


Milena: Ja, auf jeden Fall. 100 000 prozentig. Vor allem ich, die ja davor noch nie irgendwie professionell mit Musik zu tun hatte, ich glaube ich hätte mich das auch gar nicht so getraut. Ich hätte mich nicht zu so einem metaphorischen „Nackapatzi“ machen können, jetzt auch wirklich wieder intensiver Bass zu spielen und zu singen, wenn ich nicht gewusst hätte, wie sicher ich mich fühlen kann. Ich frage mich echt, wie Bands das machen, die nicht seit 13 Jahren befreundet sind. Vor allem auch, weil wir uns so intensiv mit den Themen auseinandersetzen und drei von vier Personen noch keine professionellen Musiker:innen waren. Adele, Philipp und ich waren überhaupt das erste Mal im Studio, jetzt im Zuge des Albums. Es waren extrem viele „Firsts” dabei. Ich hätte mir das alleine auch gar nicht zugetraut, wenn ich nicht von so viel Liebe umgeben gewesen wäre.

Hjörtur: Ich war länger nicht mehr in so einer Band, in der es so viele verschiedene Persönlichkeiten gibt, die auch unterschiedliche Stärken haben und Verschiedenes mitbringen. Es ist extrem schön, in einer Gruppe zu arbeiten, wo wir das so gemeinsam vorantragen und uns so gut ergänzen. Ich glaube, dass die Freundschaft darin auch eine zentrale Rolle spielt, dass die Dynamik existiert. Es hat mir auch geholfen, ein bisschen wegzukommen von dem wirtschaftlichen Aspekt des Ganzen. Einfach weg von dem Gedanken: Wie müssen wir das jetzt aufbauen, damit wir davon leben können? Das ist sehr schön für mich, von vorne, aber nicht von 0 auf zu starten und gleichzeitig hinterfragen zu können: Wie kann man es anders oder vielleicht auch besser machen als davor?


Ihr habt schon zwei ausverkaufte Konzerte gespielt, heute auch wieder eine vollgepackte Location, ohne einen einzigen releasten Song. Das ist schon so Einiges an Live-Erfahrung! Wie wichtig ist euch das?

Foto: Rea von Vić

Milena: Wir haben schon insgesamt fünf Konzerte gespielt. Zwei davon waren, wie du sagst, ausverkauft. Das ist ganz was Arges für uns.

Hjörtur: Es ist vor allem für uns auch die Bestätigung. Wenn man im Studio steht oder so lange an irgendwelchen bürokratischen Sachen arbeitet, dann verliert man schnell den Bezug zu den Menschen, die es im Endeffekt hören. Man macht das ja nicht nur für sich selbst. Aber dadurch, dass gleich von Anfang an so eine positive Rückmeldung da war, löst in uns eine unglaubliche Dankbarkeit aus.

Adele: Es ist halt der Motor. Weil ganz viel von der Arbeit ist nicht nur kreativ und nicht nur das Spielen. Gerade wenn alles neu ist, ist das relativ herausfordernd. Deshalb ist das die Rückversicherung, damit man wieder weiß: Ja, deswegen machen wir das! Geil!

Milena: Auch direkt zu sehen, was das mit den Leuten macht. Ich liebe Songwriting und im Studio sein, aber das Live-Spielen ist so ein direkter Moment. Es ist eine direkte Konfrontation damit, welche Atmosphäre entsteht und wie Leute Dinge entgegennehmen und vor allem auch zu sehen, was das selbst mit einem macht. Wenn Leute teilweise jetzt schon mitsingen, das ist so arg. Ich weiß, alle Musiker:innen sagen das - aber das ist wirklich so ein arges Gefühl, wenn Leute den Text zurück singen und eben noch ärger, weil wir ja noch gar nichts released haben.

Also diese Unmittelbarkeit ist sehr schön, im Live-Spielen ist da eben so eine Direktheit da und das ist sehr wertvoll. Ich mag das Live-Spielen sehr gerne - falls man das jetzt noch nicht rausgehört hat.


Noch eine letzte, wichtige Frage, bevor's für euch gleich auf die Bühne geht: Was erwartet uns in Zukunft von Endless Wellness? Worauf dürfen wir uns freuen?


Philipp: Ein richtig tolles Album. Wahrscheinlich Anfang nächsten Jahres.

Hjörtur: Aber bis dahin werden mehrere Singles erscheinen. Und wir haben auch mittlerweile eine Bookingagentur gefunden, das heißt wir werden noch mehr Konzerte spielen. Es ist sehr viel los.

Milena: Es kommt alles, was so dazu gehört zum Band-Sein.




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