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Aze im Interview – "Aze, the Band, the Duo sind einfach ironisch-zynische Menschen"

Von „Comfort-Musik" zu ironischer Gesellschaftskritik – diesen Weg gehen Aze aka Aze the Band, the Duo auf ihrer neuesten EP „Aze the Band, the Duo, the EP". Im Interview mit CONCERTIFY sprechen sie über den Entstehungsprozess, die Bedeutung der Songs und warum sie TikTok-Videos ziemlich satt haben.

 

Wann war die erste Idee zur neuen EP da und wie war der Entstehungsprozess?

 

© Moritz Kolmbauer

„Jet Matt Set North“ ist schon vor zwei Jahren entstanden. Das weiß ich (Ezgi) noch, da bin ich bin direkt danach nach Taiwan in den Urlaub. Dann wollten wir beim Release von dem Song ein Bild posten von der Session und ich musste an meinen ganzen Urlaubsbildern vorbeiscrollen und fand das crazy, dass das schon zwei Jahre her war. Also wir haben ziemlich bald nach dem Album wieder angefangen zu schreiben.

Wir haben uns dann auch umgeschaut, wie es so ist mit anderen Leuten als üblich zusammenzuarbeiten. Wir wollten unseren Produzenten, den Jakob (Jakob Herber) dann auch nicht überlasten mit unseren Dingen. Durch Veranstaltungen auf dem Waves Festival haben wir dann den Matthias (Filous) getroffen und auch den Enzo (Enzo Gaier) kennengelernt und sind ins Reden gekommen. Wir haben uns auf Anhieb supergut verstanden. Dann haben wir einfach angefangen, Songs zu machen.

Wir wussten nur, wir wollen nach unserem Album nicht direkt noch ein Album machen. Das wäre zu anstrengend gewesen, weil wir gerne in Konzepten arbeiten. Dann haben wir uns es aber eh nicht verkneifen können, das nächste Konzept in den Raum zu stellen.

 

Die Idee für die EP war dann eigentlich, das Gegenteil von einem Cover zu machen. Also: wie kann man etwas, das man selbst gemacht hat so klingen lassen, als wäre es von jemand anderem. Dann hatten wir als Titel-Idee „Imitation is the biggest form of flattery“. Der Jakob hat uns dann aber nochmal zum Nachdenken gebracht. Er meinte, dass es uns als Frauen eh schon schwer genug gemacht wird und wir unsere Originalität nicht selbst runterspielen sollen. So auf „Steht dazu, dass ihr eigene, coole Ideen habt.“

Danach hatten wir ewig keinen Namen für die EP, haben aber eh ewig schon diesen Joke am Laufen gehabt als „Aze, the Band, the Duo“. Dann haben wir gesagt, okay, dann wird das jetzt einfach „Aze, the Band, the Duo, the EP“.

 

Der Titel ist sehr plakativ und ich finde, es passt es gut zum Inhalt, weil es eben etwas ironisch, humorvoll die Songs geschrieben sind. Wie hat sich diese Tendenz zur Ironie aufgebaut für die EP?

 

Ironie war eigentlich schon immer da. „Hotline Aze“ ist ja auch quasi ein Selbsthilfe-Ding, das keinem helfen soll. Also wir haben das ja auch unter dem Gesichtspunkt von „Humor als die beste Lösung gegen Schmerz“ angefangen und eigentlich auch durchgezogen. Indem wir trotzdem Sachen, die uns beschäftigen unter einem humorvollen Aspekt behandeln. Aze, the Band, the Duo sind halt ironisch-zynische Menschen (lachen).

Wir sind aber auch keine Personen, die gerne schreien. Da ist es vielleicht schöner, das so zu formulieren, dass es hängen bleibt. So ist auch der Schreibprozess passiert. Da kommen dann so Zeilen heraus wie „I’m a woman and love is free“, obwohl ganz klar ist, love is not free. Aber es soll halt auch nicht nach der Einstellung klingen: „Ich bin so traurig, dass ich eine Frau bin“. Sondern mehr wie: Ja, okay, das ist jetzt meine Rolle. Ich nehme das gerne an, wenn das das einzige ist, das ich sein kann. Mit Anfang 20 hat man vielleicht noch das Gefühl, dass man die Welt verändern kann mit einer Meinung. Und jetzt hat man das Gefühl, dass man nur noch seine Welt verändern kann mit dem, was man zu anderen sagt.

 

Bis dato waren eure Songs immer recht ruhig, auch noch am Album. Jetzt sind sie ja doch poppiger – wie kam’s zu der Veränderung?

 

Das war wahrscheinlich weniger absichtlich, aber wir haben viel diese Art von Musik auch gehört, als wir das Album geschrieben haben. Wir trauen uns musikalisch auch mehr.

Es war nicht der Wunsch da, es nur poppig zu machen, sondern einfach weniger analog. Wir wollten weg von dem letzten Ding. Da hat sich alles sehr retro, sehr sehr warm angefühlt und wir wollten eben Sachen schreiben, die wir auch gerade viel hören. Da hat um Beispiel „The Fame“ von Lady Gaga eine große Rolle gespielt aber auch MARINAs „Elektra Heart“ ist so ein ironisch-weibliches Album. Mit dieser Musik sind wir auch groß geworden und wenn es die ersten Sachen sind, die dich wirklich musikalisch berühren und geprägt haben, dann schlummert das auch in einem. Da sich das 20-Jahre-Trend-Rad wieder genau dorthin gedreht hat, dass gerade diese Art von Pop wieder angesagt ist, hat sich das so, intentional oder nicht, einfach perfekt ergeben.

 

Hat sich auch euer Arbeitsablauf verändert? Wie ist das so, erzählt mal!

 

Beim Album haben wir wirklich innerhalb von einer Woche einfach 13 Snippets gebastelt. Bei der EP haben wir uns aber nicht mehr die Zeit genommen, quasi wieder gebündelt zu arbeiten, um so einen Vibe zu kreieren. Wir haben uns eher angeschaut, wie es ist mit Leuten wie dem Filous oder dem Enzo zusammenzuarbeiten, oder auch, wenn wir direkt im Proberaum arbeiten.

Wir waren letztes Jahr aber auch viel auf Tour und wir wollten in den Phasen, in denen zwei oder drei Wochen nur halb bespielt waren, direkt ins Studio. Aber eigentlich wollten wir das mehr so flowen lassen alles und schauen, was halt so entsteht.

Ich (Ezgi) habe auch zum Beispiel ein paar Stimmen auf einem Track bei mir zu Hause am Mac mit dem internen Mikro aufgenommen, weil ich keine Lust hatte mein Interface anzuschließen. Das habe ich dann dem Filous gezeigt mit der Einstellung „Ja, kömma eh neu aufnehmen“. Aber er meinte dann: „Klingt eh voll gut“. Im Endeffekt haben wir nur die ersten zwei Stimmen neu aufgenommen und der Rest ist einfach auf der EP geblieben, von meinem Mac Mikro zu Hause aufgenommen.

Der Prozess der EP war irgendwie viel freier und ist schnell und langsam gleichzeitig passiert. 

„Modern day Woman“ war hingegen unser Neckbreaker, der hat ewig gedauert. „Mother Did I Make You Proud“ war aber dann super schnell fertig. Da hat eigentlich am Ende auch noch ein Part gefehlt. Aber da waren wir dann im Studio und haben geredet und der Jakob hat das Mikro einfach laufen lassen. Am Ende ist dann dieses „I’m just a girl and I make music“ drauf gelandet, das war richtig cute und hat auch super gepasst.

 

Warum wurde „Mother did I make you proud” zum Fokus Track?

 

© Luca Celine Müller

Weil wir finden, dass es einfach der weirdeste ist. Und auch ein bisschen Tik-Tok-Sound. Also, nicht im schlechten Sinne – er geht einfach supergut ins Ohr. Wahrscheinlich können sich auch viele mit dem Gefühl identifizieren, dass man nur so lieben kann, wie die Eltern einen geliebt haben. Wir wollten aber auch unbedingt „Sneaky Link“ und „Jet Matt Set North“ als Singles davor rausbringen, weil wir die schon so lange liegen hatten. Die haben aber auch einen super Übergang vom Vibe gebildet. Es war jetzt nichts, was die Leute nicht von Aze erwartet hätten, aber hat trotzdem viel über die EP gesagt.

 

Der Song ist ironisch gemeint geschrieben, aber beinhaltet auch viel Wahrheit. Für mich schwingt da viel Gesellschaftskritik mit. Ist euch das wichtig, größere Botschaften in euren Texten zu vermitteln?

 

Ich glaube, das sind einfach so Themen, die so im Leben drin sind, dass sich die Frage gar nicht stellt. Und wenn man dann einfach immer wieder mitbekommt, wie Frauen auf gewisse Dinge reduziert werden, oder auch auf ihren Freund, dann sind das Sachen, die einen beschäftigen. Der Song geht auch so in Richtung: Fuck it – Wenn Liebe das einzige ist, das ihr mir zusteht, dann nehme ich das an.

Ich (Ezgi) wollte aber auch einfach den ironischsten Song über eine Frau schreiben, den ich schreiben kann. Die Melodie ist aber auch so nice und cute und als ich sie das erste Mal gehört habe, habe ich mir gedacht „How can I ruin this?“ (lacht).

Aber Themen wie diese sind einfach in dem Sinne wichtig für uns, dass wir sie dadurch verarbeiten können.

 

Habt ihr einen Lieblingstrack von der EP?

 

Das ist superschwer zu sagen. Ein bisschen so wie „Wer ist dein Lieblingskind?“. Wir sind einfach sehr happy, dass wir die EP so machen konnten, wie sie jetzt ist. Das Artwork ist zum Beispiel auch extrem nice geworden. Die Arbeit daran hat sehr viel Spaß gemacht – einfach immer das gleiche Bild in derselben Position an einem anderen Ort. Auf dem ersten sind wir in Kroatien, auf dem zweiten irgendwo im 11. Bezirk in einer Volksschule. Dann sind wir auf irgendeiner Alm in Salzburg, nachdem wir einen Gig dort gespielt haben. Das letzte ist dann in der Villa Lala entstanden. Es war richtig cool die Fotos in ein Bild zusammenzufügen. Am Ende ist es halt wirklich einfach „Aze the Band, the Duo, the EP“.

 

Ihr werdet betitelt „Comfort-Musik” zu machen. Trifft das für euch zu? Ist Musik Comfort für euch? Die EP wirkt ja jetzt nicht mehr so bequem.

 

Ich glaube, das hat sich ein bisschen verändert seit dem Album. Was aber auch sicher ist, ist, dass Aze the Band the Duo nie das gleiche Projekt zweimal machen wird. Wir wollen nicht eine Formel für uns finden, an der wir dann hängen bleiben. Uns interessiert das schon sehr, dass wir uns immer weiterentwickeln und Neues entdecken. Also auch das nächste Ding, das wir schon für die Welt ready haben wird auch wieder etwas ganz Anderes sein. Das ist zum Beispiel dann auch gar nicht comfortable und richtig weird und creepy sein. Es wird sich anfühlen wie Nägel-Kratzen auf einer Kreidetafel (lachen).

Das hängt bei uns halt auch immer davon ab, wie die Stimmung gerade ist – und das kannst du halt nicht steuern. Welche Töne man einspielt, das, was man schreibt, das schon eher aber wie man sich gerade dabei fühlt, wenn man das macht hat schon einen großen Einfluss.

 

Ihr seid ja auch schon lange richtig gut befreundet, richtig? Wie beeinflusst euch das darin, wie ihr Musik macht?

 

Es ist sehr familiär und man muss nicht so viel reden. Man fühlt eher, was gut funktioniert und was nicht. Es ist extrem angenehm mit jemandem zusammenzuarbeiten, der einen zwar „Fact-checkt“ und auf dem Boden bleiben lässt, aber auch das Gleiche vom Leben will. Das ist natürlich ganz anderes als mit Menschen Musik zu machen, die man noch nicht so lange kennt. Wir mögen auch die gleichen Dinge, feiern die gleichen Artists. Wenn es dann um so Dinge wie Feedback geht weiß man halt auch, das kommt nicht durch einen anderen Geschmack, sondern weil es eine wirklich ehrliche Rückmeldung ist. Dadurch nimmt auch keine von uns das dann so super persönlich. Wir stützen uns dann auch gegenseitig, wenn eine von uns gute Arbeit macht. Es ist schön, dass mit jemandem zu teilen, der selbst auch an dasselbe glaubt.

 

Gefühlt jedes Mal, wenn ich einen Post von euch sehe, seid ihr gerade auf Tour.

 

(lachen) Ja, das liegt wahrscheinlich daran, dass wir sonst sehr Social-Media-Shy sind. Es ist bissi blöd was zu erzählen, wenn‘s eigentlich gar nichts zu erzählen gibt.

 

Das heißt, es ist gar nicht euer Ziel zum Beispiel TikTok-viral zu gehen?

 

© Luca Celine Müller

Wir haben eigentlich schon Videos gemacht, bei denen das ganz gut geklappt hat. Weil einmal hatten wir es so satt, dass uns alle gesagt haben, wir müssen TikTok Videos machen, um was zu erreichen. Dann haben wir uns gedacht: „Passt, dann machen wir das halt“ und haben’s dann übertrieben durchgezogen. Wir haben wirklich zwei Monate lang fast täglich zwei Videos gepostet. Das hat auch sehr gut funktioniert. Also es gibt ein paar Videos von uns, die haben sehr viele Aufrufe. Aber: Wo passiert da bitte der Übergang dazu, dass die Leute danach auf Spotify gehen, um unseren Song zu hören?

Unser Problem mit dem Ganzen ist, du kannst halt heutzutage auch nicht mehr nur Musikerin sein. Du musst alles machen können und gleichzeitig Content-Creatorin werden. Wir wollen den Leuten aber nicht erzählen, den wievielten Kaffee wir heute schon getrunken haben, das interessiert uns bei unseren Lieblingskünstler:innen ja auch nicht. Oft ist das Spannende an Musiker:innen ja auch, dass man nicht alles von ihnen weiß und man sie nur durch ihre Kunst kennenlernt. Das geht dadurch leider ein wenig verloren.

 

Was steht in Zukunft an? Was sind die nächsten Pläne?

 

Erstmal ganz viel Live-Spielen wieder. Und natürlich neue Musik. Vielleicht kommt auch wieder ein Album, vielleicht auch eine EP dazwischen, wer weiß. Wir fänden es auch spannend, einfach mal ein paar Singles rauszubringen, ohne größeres Konzept dahinter. Wir machen eh die ganze Zeit Dinge – wäre cool zu sehen, wie die ankommen. Es gibt total gute Tracks, die noch nicht das Licht der Welt erblickt haben.




 

 



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