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“Beim kommenden Projekt wird’s um andere Themen gehen als nur ums Prosecco trinken”

Musiker Fiio erzählt über musikalische Einflüsse, seine Meinung zum vorherrschenden Release-Druck und zukünftige Projekte.


Wenn man, sowie ich, online über dich recherchiert, dann findet man nicht viel mehr als, dass du Wiener bist und Prosecco magst.


Wiener bin ich eigentlich gar nicht gebürtig. Ich komme eigentlich südlich von Wien, aus Baden. Ich war schon immer viel in Wien, weil’s eben auch so nahe ist und habe hier immer viel Zeit verbracht, deshalb habe mich mit Wien immer sehr verbunden gefühlt. Irgendwann wurde aufgefasst, dass ich Wiener bin. Die Medien haben das scheinbar irgendwann angenommen und ich habe mir jetzt nicht die Mühe gemacht, das irgendwie zu korrigieren, weil ich auch nicht i-Tüpfelchen reiten wollte. Ich bin jetzt aber seit zirka zwei Jahren jetzt fix hier in Wien.


Nervt dich das denn auch ein bisschen, dass Leute das einfach so als Aushängeschild genommen haben oder findest du das eh ganz cool?


Am Anfang fand ich’s sehr schmeichelhaft und ich habe auch verstanden, wo das herkommt. Mein Video-Debüt unter Chimperator war ja “Touri” und das war auch ein stark stadtbezogener Song. Ich finde es aber ein bisschen schade, dass das immer so plakatiert wird, weil ich glaube, dass die EP mehr aussagt als nur diesen Wien-Bezug. Da würde ich mir wünschen, dass einmal etwas Anderes geschrieben wird, weil es mir manchmal schon vorkommt es wirkt so als wäre ich von der Stadt Wien bezahlt worden um ihr Touri-Rapper zu sein. (lacht)


Du hast ja gerade das Video zu “Touri” angesprochen: Wie ist die Verbindung zu Chimperator zustande gekommen?


Mein damaliges Management war aus Stuttgart und die hatten schon immer eine gute Connection zu Chimperator. Wir haben lange mit Jakob (JKB) und dem Label an Demos gearbeitet, was Chimperator anscheinend spannend gefunden hat. So ist es entstanden, dass wir für ein Projekt, also die “Secco auf Eis”-EP, zusammengearbeitet haben. Das war für mich echt cool, weil’s mir auch viel Aufmerksamkeit und gleichzeitig die Möglichkeit gegeben hat, tolle Videos zu drehen.


Wie entstehen denn hauptsächlich deine Videos? Kommen die Konzepte von dir?


Das ist ganz unterschiedlich. Ich habe glücklicherweise einige Freunde, die im audiovisuellen Medienbereich tätig sind und habe selbst auch mein “Schwafel-Theorie-Studium” Theater- Film- und Medienwissenschaften noch in mir (lacht). Generell schaue ich auch unglaublich gerne Filme oder einfach auch Musikvideos an, also bekomme ich von vielen Ecken her Inspiration. Trotzdem finde ich es wichtig, anderen Leuten da auch das Ruder zu überlassen, die das vielleicht besser können und die passenden technischen Tools haben. Ich habe das Glück, mit vielen kompetenten Menschen zusammenarbeiten zu dürfen!


Wer ist das zum Beispiel?


Bei “Lola” und bei “Spot so um 4” war das der Lukas von Black Alpaca, mit ihm war das immer super organisch. Ich bin dann meistens mit einem Konzept gekommen und er hat das in den möglichen Rahmen eines Musikvideos gepackt, den ich sonst definitiv gesprengt hätte. Das hat immer super funktioniert. Ich finde generell, ein Musikvideo sollte mehr sein, als es momentan im deutschsprachigen Hip-Hop ist.


Was ist es für dich denn momentan?


Ich stelle mir als Konsument oft die Frage, warum ich das überhaupt schauen soll. Es gibt mir nicht wirklich etwas zusätzlich zu dem Lied, das ich ja auch einfach so anhören kann. Wenn ich im Video genau das sehe, was ich eh im Text hören kann, dann ist das für mich nicht wirklich reizvoll. Ich find’s schön, wenn man sich zusätzlich kreativ ausleben und ein bisschen Film mit rein bringen kann.


Den Gedanken verstehe ich gut. Ich glaube viele denken auch in die Richtung “Ich mache ein Video, nur damit ich am Ende ein Video habe”.


Ja genau, das triffts. Ich glaube das kommt auch aus der Richtung, dass es einen starken Performance-Druck gibt und alles sehr quantifiziert ist. Musiker:innen bringen ständig etwas raus, jeder Freitag ist der absolute Wahnsinn los. Ich finde da merkt man schnell, dass sich das alles ein Wenig im Kreis dreht. Das gefällt mir nicht wirklich, aber ich glaube das muss auch so sein, damit sich Dinge weiterentwickeln. Das Problem ist, man konkurriert oft mit Leuten, die viel mehr Budget oder generell mehr Möglichkeiten haben. Das führt am Ende dann wahrscheinlich dazu, dass man denkt zu jeder Single gezwungenermaßen ein Video zu brauchen.

Ich finde das muss gar nicht so sein. Auch für meine zukünftigen Projekte sehe ich nicht zu jeder Single ein Video. 1-2 reichen mir da schon, dafür sind die dann etwas Besonderes.


Das heißt du spürst schon einen Release-Druck, versuchst aber ein bisschen gegenzusteuern?


Ja, schon. Ich glaube es geht jedem Menschen, der Musik macht auch darum, dass diese irgendwann das eigene Leben refundiert. Auch wenn das jetzt nach einem platten Geld-Grund klingt: es ist einfach so. Sowie bei allen anderen Berufen auch, möchte man sich durch das, was einem Spaß macht, selbst finanzieren können.

Da kommt dann eben der Druck auf, dass man so häufig wie möglich releasen soll, weil das momentan eben so funktioniert. Ich versuche da mich schon ein bisschen fernzuhalten. Bei EP-Release war ich glaube ich bei zirka 14.000 monatlichen Spotify Hörer:innen, was mich natürlich gefreut hat. Jetzt ist es ungefähr die Hälfte, aber im Endeffekt sind das die Leute, die ich begeistern möchte und die mir bleiben werden.


Also ist Mainstream-Culture gar nicht so interessant für dich?


Naja, ich muss zugeben, ich liebe zum Beispiel TikTok! Ich bin auch der festen Überzeugung, dass das die Zukunft ist. Als Konsument ist es zum Beispiel unglaublich kreativ - was da in der Musikwelt so vor sich geht ist wahnsinnig gut. Es gibt für jede Nische etwas. Ich finde es super spannend, dass anscheinend so einen Jesus-like-Algorithmus existiert, der mir genau das zeigt, was ich sehen möchte (lacht). Als Creator verwende ich’s aber auch gerne. Das war mir am Anfang ein wenig peinlich, aber jetzt denke ich mir es ist doch schön, sich auf einer Plattform so unglaublich kreativ und vielfältig ausdrücken zu können.


TikTok ist ja unglaublich quantifiziert. Widerspricht das dann nicht ein wenig dem von vorhin?

Ja, das stimmt natürlich. Aber bei dem beziehe ich mich eher auf das Musikalische und alles darum herum. Bei Social Media generell bin ich aber eher so eingestellt, dass ich halt dann was poste, wenn ich dazu Lust habe. Darunter wird auch nicht meine “Fanbase” leiden und selbst wenn, frage ich mich wieder: Möchte ich diese Personen überhaupt erreichen, wenn sie so flüchtig an mir und meiner Musik interessiert sind?


Kann ich gut nachvollziehen. Was du aber gesehen habe, was du letztens gepostet hast, war eine Demoversion eines unveröffentlichten Songs: Kann man sich denn auf viel Neues von dir freuen?

Nach dem Release im Oktober haben wir alle einmal ein bisschen Pause gemacht. Also Jakob (JKB), der hauptsächlich produziert, und der Romann Lichtenegger, der Mixing und Mastering macht - wir zu dritt sind eigentlich alle das “Fiio”-Projekt. Ich bin halt das Gesicht davon. Wir zusammen haben lange überlegt, wie sich der Sound weiterentwickeln soll oder kann, weil uns allen wichtig war, dass das nächste Projekt nicht einfach eine Kopie vom letzten wird.

Vor “Fiio” habe ich ganz lange in einer Indie-Band gespielt, weshalb ich den Sound noch stark in mir trage. Das neue Projekt wird deshalb auch stark davon geprägt sein, aber auch Pop-Inhalte haben und melodischer sein, als die EP. Mittlerweile sind wir jetzt schon bei 6-7 Demos, die wir gerade fertig machen. Zuerst hatten wir die Vorstellung, dass es ein Album wird. Wir haben aber gemerkt, dass das aufgrund der Länge noch nicht so funktioniert, deshalb nennen wir’s jetzt einfach mal “Projekt”. Es wird auf jeden Fall ein neuer Sound


Was nimmt denn den Haupteinfluss für euch, wenn ihr Musik macht?


Ich höre generell sehr viel Musik, also sehr viel verschiedene Genes, wo ich auch immer in ganz spezielle Phasen komme. Da höre ich dann irgendwelche Nischen-Bands, von denen ich davor noch nie gehört habe und stürze mich da ein wenig hinein. Der Jakob ist dann immer derjenige, der mich da ein bisschen bremst, weil er wieder eine klare Sicht darauf wirft.

Jakob fühlt sich generell mehr in dem 80er-Sound zuhause und kann das auch sehr gut produzieren. Von mir kommt eben viel Indie-Rock Einfluss, nicht nur in den Melodien, sondern alles herum auch - auch wenn dann manchmal Sprechgesang drauf ist.

Vor allem das neue Projekt wird viel detaillierter sein als die EP. Viel mehr analoge Sounds und weniger Samples, sowohl in der Produktion als auch in den Vocals. Es wird schon stark in die Pop-Richtung gehen.


Dein Sound versprüht eigentlich immer gute Vibes und trägt viel Leichtigkeit in sich. Ist das generell deine Einstellung?

Ich würde jetzt lügen, wenn ich sage, dass ich die ganze Zeit nur positiv gestimmt bin. Ich glaube das ist auch ein ähnliches Phänomen wie, dass alle Leute denken ich bin Wiener. Ich höre es wirklich oft, dass alles von mir sehr leicht klingt - das ist aber eigentlich gar nicht so beabsichtigt. Auch bei den neuen Demos haben mir das schon ein paar Freunde gesagt. Ich meine, das ist super schön - ich will auch nicht beabsichtigt schwere Songs machen. Ich glaube aber das hat damit zutun, dass die vergangenen zwei Projekte genau aus so einer entspannten Leichtigkeit zu einer entspannten Zeit entstanden sind. Beim kommenden Projekt wird’s aber schon auch um andere Themen gehen als nur ums Prosecco trinken, aber ohne dass es zu schwer wird.



Sind bei dem neuen Projekt auch Features geplant?


Vorerst nicht. Ich finde, wenn ein Feature auf einem Song ist, dann muss das zu 100% passen und die Qualität vom Song anheben. Da interessiert es mich auch nicht, ob das eine Person ist, die eine extreme Reichweite hat oder jemand, der noch nicht mal auf Spotify veröffentlicht - es muss einfach stimmig sein! Ich habe das Gefühl, Features werden oft nur als Connection genutzt, was eh auch passt und wodurch man viel Potenzial gewinnen kann, es ist halt nur nicht so wirklich meine Sache. Ich möchte das nicht einfach nur zu Gunsten von Zahlen und Streams machen.


Wie sieht es denn mit Liveshows aus in kommender Zeit? Ist da etwas geplant?


Ich spiele sehr, sehr gerne live. Es hat mir schon als Kind super Spaß gemacht mit meiner Gitarrengruppe aufzutreten. Was ich gerne machen würde, ist im Frühling oder Sommer einen schönen Platz zu finden, um dort akustik zu spielen - einfach ganz roh mit Gitarre und Stimme und ganz ohne Elektronik.

Sollte mich irgendjemand buchen wollen, freue ich mich natürlich auch - aber dann muss das super gut passen. Mir ist es wichtig, dass der Rahmen auf beiden Seiten stimmt, weil ich auch bei Auftritten sehr hohe Erwartungen an mich selbst habe. Irgendwann möchte ich dann gerne mit einer Band spielen, das ist schon auch ein Ziel von mir.


Cool, darauf freuen wir uns. Danke Fiio für das Gespräch!


Danke dir!




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