Einmal im Jahr findet das Waves Festival in Wien statt und nach einer online-episode konnte es heuer zum Glück wieder vor Ort passieren.
Unter dem Motto „East meets West“ nahmen dieses Jahr 85 Acts aus 19 verschiedenen Ländern an dem Festival teil. Länder entlang der Donau lagen im Fokus und so konnten verschiedenste Künstler*innen entdeckt werden unter anderem aus Deutschland, Ungarn, der Slowakei, Kroatien, Rumänien, Bulgarien aber auch anderen Staaten, auch aus Österreich. Das ist einer der Gründe warum das Waves Festival eine hervorragende Möglichkeit bietet Künstler*innen kennenzulernen, über welche man normalerweise nur schwierig stolpert. Auch genremäßig kam so ziemlich jede*r auf seine/ihre Kosten, da von Pop über Rock, HipHop bis zu Techno alles vertreten war! Good job, Waves!
Dass das Festival aus gesamt 10 Bühnen bestand, bat einem die Möglichkeit egal zu welcher Zeit irgendwo zuzuhören und abzudancen. Im 9. Wiener Gemeindebezirk teilten diese sich auf, einerseits im WUK (Werkstatt- und Kulturzentrum), welches eine ziemlich beliebte Eventlocation in Wien darstellt. Das WUK besteht aus vielen kleineren und größeren Räumen bzw. Hallen, die einen geeigneten Platz für musikalische Darbietungen aller Art bilden. Ich bin sowieso ein Fan vom WUK, weil der Vibe dort super ist und der Sound auch (fast) immer stimmt :).
Zum anderen befanden sich die restlichen Bühnen in der Canisiuskirche. Sie wurde zwar bereits in der Vergangenheit als Eventlocation genutzt, vor allem für Musik, dennoch war es das allererste Mal, dass ich ein Konzert in einer Kirche mitbekommen habe. Ich finde die Idee richtig cool eine Ort wie einer Kirche mit Popkultur zu verbinden, wenn dann auch noch die Musik nicht 100% Religions-konform ist wird’s umso interessanter.
Neben den zahlreichen Gigs fand aber auch immer vormittags bis früh abends eine Konferenz im Rahmen des Waves Festivals statt, die aus verschiedenen Podiumsdiskussionen oder anderen interessanten Events bestand. Vor allem die Diskussion über Gender Euqality in der Musikbranche, wo Ost- vs. Westeuropa im Vergleich stand blieb mir besonders im Gedächtnis. Es ist noch immer ein wichtiges Thema, von dem die Aufmerksamkeit nicht abschweifen darf! Eine Sache, welche Mascha Peleshko, Musikerin und Autorin aus dem Panel, gesagt hat hinterließ bei mir Eindruck, weil das einfach so wahr ist:
Es wird von vielen, vor allem in Europa oder den USA gesagt, du kannst heutzutage alles machen, was du willst. Du kannst alles erreichen, wenn du genug Disziplin hast und hart dafür arbeitest. Das mag stimmen, gerade heute hat ein Mensch viele verschiedene Möglichkeiten über viele Wege an ein bestimmtes Ziel zu kommen. Das ist die eine Sache, aber wie viel Dinge müssen Frauen, vor allem aus dem Osten, dafür aufopfern, um sich eine eigene Karriere aufzubauen. Das bedeutet für sie oft keine eigene Familie zu haben, von ihrer Ursprungsfamilie nicht mehr so akzeptiert zu werden, weil sie dann vielleicht keine Kinder haben; sie weichen von dem Frauenbild aus ihrer Kultur ab und sind somit keine richtige Frau mehr?
Ein sehr emotionales Thema, über welches ich seitenlang schreiben könnte, jedoch ist dies ja ein Festival-Review. Aber vielleicht ja zu einem späteren Zeitpunkt! :)
Tag 1
Also, back to the music. Der erste Act, den ich in der Canisiuskirche sah, war Aze, direkt nach dem offiziellen Opening. Das Ambiente der Kirche und die Musik von Aze passten zusammen wie die Faust aufs Auge. Besonders beeindruckend waren für mich auch die Lichteffekte, die sich während der Show dort abspielten – es war also ein richtig schöner Beginn! Wo ich mich überraschend oft fand, war die Halle vom WUK Beisl. Obwohl Halle vielleicht zu viel gesagt ist. Es ist eher ein kleiner, gemütlicher Raum, der nicht einmal eine wirkliche Bühne hatte (ich glaube das hätte einfach 50% des Raumes eingenommen). Hier fand man meistens Acts aus Deutschland, da Wanderlust hier seine Künstler*innen stationiert hatte. Am ersten Tag entdeckte ich dort die Künstlerin Mariybu, welche sich geübt im Deutschrap artikuliert. Bei ihr hat man das Gefühl, sie fühlt genau, was sie singt. Es wirkt sehr ehrlich und ihr Auftritt war sehr cool. Als special Guest gab es dann noch eine kurze Performance von Skofi, welche ja in Wien schon etwas bekannter ist.
Nach ihrem Auftritt ging es weiter zu Johnny Mafia. Die Franzosen erinnerten mich stark an eine Mischung aus Sum 41 und Billy Talent, also wirklich nicht übel. Sie machten eine super Stimmung in der (diesmal großen) WUK Halle und auch wenn sie kaum Englisch sprechen, singen können sie es auf jeden Fall!
Anschließend war der Abend auch schon vorbei und ich war überrascht, wie schnell es ging.
Tag 2
Tag 2 startete für mich ebenfalls im WUK Beisl, wo Kya Kyani eine wunderschöne RnB Performance ablieferte. Zusammen mit ihrer Band bot sie einen besonderen Vibe in den ich mich selbst ein bisschen verliebte. Von da aus ging‘s für mich zuerst schnell zu Rahel aus Österreich, die ebenfalls einen supercoolen Aufritt auf die Bühne zauberte und dann schnell zurück ins Beisl zu Zimmer90 (tja, was macht man, wenn zwei Acts, die man sehen will gleichzeitig auftreten…). Zimmer90 kannte ich bereits und ich bin ein großer Fan ihres Sounds – für Indie Fans auf jeden Fall ein ganz heißer Tipp!
Danach schnell zurück in die WUK Halle zu Lisa Pac, die trotz Verkühlung und verstopfter Nase auftrat, wobei man es ihr dabei nicht wirklich anmerkte. Sie machte trotzdem eine großartige Show. Für sie war auch am selben Tag Release Day ihrer neuen EP also s/o an diese Frau!
Nach diesen Konzerten war Tag 2 für mich auch schon vorbei, da ich leider wie Lisa mich nicht allzu gut fühlte und ich mich für den finalen Festivaltag noch etwas ausruhen wollte. Jedoch bereue ich es, Florence Arman verpasst zu haben L. Ich hoffe in Zukunft bekomme ich wieder die Gelegenheit sie zu sehen!
Tag 3
Der letzte Tag war glaube ich mein Lieblingstag vom ganzen Festival. Ich wurde zu Beginn überrascht von einem UNGLAUBLICHEN, also wirklich, wirklich guten Auftritt von Kids in Cages aus Liechtenstein. Sie lieferten eine Liveshow, die ich sonst nur von großen Küntler*innen erwarten würde. Die Musik war eine Mischung aus Rap und Rock und ich kannte sie davor nicht, beziehungsweise landete ich aus Zufall dort, da ich nicht richtig wusste wen ich mir zuerst anschauen soll. Die Entscheidung war sehr gut im Nachhinein!
Weiter ging‘s wieder ins Beisl zu Mulay aus Deutschland, die mich vom Sound sehr an ihre Kollegin Kya Kyani vom Vortag erinnerte – auch ihr Aufritt war ein sehr schöner!
Anschließend war LöweLöwe aus Österreich an der Reihe, welche mir ebenfalls erst durch das Festival ein Begriff wurden. Ihr Sound ist etwas futuristisch aber dadurch auch unverkennbar!
Im Anschluss wurde der XA Export Award vergeben an Florence Arman – Congratulations to you again!!!
Als Abschluss des Festivals gab es einen Auftritt von Eli Preiss, welcher wahrscheinlich der war, auf den ich mich am allermeisten freute. Ich finde sie ist eine der momentan interessantesten österreichischen Musikerinnen und ich bin ein großer Fan ihrer Message. Sie ist eine starke Person mit starken Songs, durch die sie bereits wohl verdiente Aufmerksamkeit erreicht hat. Der Auftritt war wie erwartet sehr cool und viele aus dem Publikum kannten auch die Texte, was die Stimmung noch einmal verbesserte.
Alles in Allem muss ich sagen: Well done, Waves. Es war ein außerordentliches Festival und ich bin sehr dankbar, dass ich daran teilnehmen durfte und dass das gesamte Festival vor Ort stattfinden konnte. (I missed it so much!!!)
Kleineren Küntler*innen eine Plattform zu geben, wie das Waves es tut ist sehr wichtig! Die Stimmen müssen gehört werden und das Waves macht dies möglich. Wir sehen ins nächstes Jahr wieder :-)!
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