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Festivals im Vergleich - FM4 Frequency <> Reading Festival


Die beiden Versuche, jeweils eine Rezension zu den beiden Festivals zu schreiben, auf denen ich diesen Sommer war, sind kläglich gescheitert. Nach einer Vielzahl an unglaublich und weniger guten Künstlern hatte ich einfach viel zu viel zu berichten. Am Ende wäre ein unübersichtlicher Haufen von über 10 Seiten herausgekommen und, ganz ehrlich, wer von euch will sowas lesen?? Deshalb habe ich mir lange überlegt, wie ich trotzdem von diesen bemerkenswerten Ereignissen berichten kann, ohne dass mir die Finger abfallen und ihr einschläft. Ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass die beste Lösung dafür ein Vergleich der Festivals ist. So kommen sowohl positive als auch negative Eindrücke zum Ausdruck und auch kein Highlight bleibt irgendwie aus.


Zuerst möchte ich noch betonen, dass aufgrund der unterschiedlichen Dimensionen des Reading und des Frequency Festivals in einige Punkte klarerweise das Reading weit vorne liegt. Dies bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass das Frequency schlechter ist, sondern es hier einfach an den notwendigen Mitteln scheitert.


Acts

Beide Festivals dauerten drei Tage lang.

Beim Frequency bekam man ab 15.00 den ersten Act zu sehen, sowie drei Headliner – an jedem Tag einer. Zudem muss gesagt werden, dass am Frequency die Aufteilung des Timetables schrecklich war. Wer kommt bitte auf die glorreiche Idee, Alligatoah und Twenty One Pilots gleichzeitig auftreten zu lassen?

Jedenfalls war das Line-Up ganz ok, aber auf keinen Fall besser als im Jahr zuvor. Für den Preis von 190€ bekam man Musiker wie Billie Eilish, Twenty One Pilots, Macklemore, G-Eazy, Swedish House Mafia, Alligatoah, Trettmann, Mavi Phoenix und weitere derzeit beliebte Künstler zu sehen. Da das Frequency Fesitval auf keine bestimmte Musikrichtung ausgelegt ist wie beispielsweise das Nova Rock, sind die Acts immer sehr durchgemischt. Viele deutschsprachige Leute sind natürlich dabei, aber auch internationale Gäste begrüßt das Festival. Von Hip-Hop über Rock bis hin zu Elektro ist eigentlich jedes Jahr etwas dabei.

Für das nächste Jahr wurden bereits Annenmaykantereit, Bilderbuch, Raf Camora und Mero bestätigt – zu hoffen ist hier auf ein Lineup, das seine (diesmal wahrscheinlich) 200€ wert ist.

Auf dem Reading Festival trat der erste Künstler des Tages bereits um 10.00 bzw 11.00 auf. Die Acts waren auch hier durchgemischt, jedoch lag der Schwerpunkt, wie jedes Jahr, auf der Rock-Schiene. Innerhalb der drei Tage bat das Festival vier Headliner – The 1975, Twenty One Pilots, Post Malone (am selben Abend wie Top) und die legendären Foo Fighters.

Abgesehen von den Hauptacts war auch das restliche Lineup unglaublich gut. So konnte man auf der Main Stage, aber auch auf kleineren Bühnen Künstler wie You Me At Six, Machine Gun Kelly, Yung Blud, The Story So Far, Billie Eilish, Royal Blood, The Wombats, Hoodie Allen und viele weitere beliebte Musiker sehen. Für einen Preis von ca 200£ gabs den dreitägigen Spaß im wahrscheinlich unschönsten Städtchen Englands zu sehen.


Stimmung

Dies ist ein Punkt, der bei den beiden Veranstaltungen gewaltig auseinanderdriftet. Ob die österreichische und englische Mentalität einfach so weit voneinander entfernt liegen, oder ob man in unserem Land einfach zu wenig Alkohol fließen lässt, ist nicht klar zu sagen. Jedenfalls gleicht die Stimmung auf dem Frequency im Vergleich zum Reading Festival der Geburtstagsfeier eines Kleinkindes, bei welchem Topfschlagen und Blinde-Kuh die Höhepunkte des Geschehens sind. Vielleicht auch deshalb, weil bei uns kaum mehr wegen der Musik auf Festivals gegangen wird, sondern eher um zu feiern, und am Campingplatz zu rauchen und zu saufen?

Auch der Auftritt von Billie Eilish, die mittlerweile so gut wie jeder kennt, war am Frequency von der Show her zwar ident, jedoch von der Stimmung nicht vergleichbar. Beim heimischen Festival war die Menge zwar gut drauf, jedoch war es eher ein interessiertes Beobachten und mit dem Kopf in Takt nicken. Nicht wirklich das, was man sich von einem Festival erwartet.

Auf dem englischen Festival konnte man sich bei Billies Konzert vor Moshpits kaum noch retten, jeder einzelne hatte Spaß und sang aus voller Kraft und Begeisterung die Texte der 17-jähringen mit. Dies war mit Sicherheit eines meiner Highlights des gesamten Festivals (!!!)

Stages

Das Verhältnis der Bühnen zu der Größe der beiden Festivals ist ganz selbstverständlich gegeben. Reading hostete seine Künstler auf 10 verschiedenen Stages zugleich. Neben den größeren Bühnen, auf welchen die bereits gut bekannten Musiker auftraten, gab es auch noch eine für Newcomer, sowie eine DJ-Stage, vor welcher ordentlich gefeiert werden konnte. Meist teilten sich die Zuseher gleichmäßig auf die Bühnen auf, wobei die Main-Stage klarerweise am stärksten besucht war.

Auf dem Frequency Festival gab es, sowie jedes Jahr, zwei Stages sowie den Nightpark. Hier spielten nach Ende der Hauptshow immer DJs, welche einen mit ihren stimmigen Beats durch die Nacht begleiteten.

Da das Lineup nicht so umfangreich ist, sind die zwei Bühnen allemal gerechtfertigt.

Camping

Die Campingplätze waren auf dem Frequency Festival zum Glück wieder ausreichend, da sowohl die Fläche erweitert als auch das Kontingent der Festivalpässe eingeschränkt wurde. Dadurch konnte wieder gut gecampt werden, die steilen Schlafplätze am schmalen Flussufer wurden jedoch trotzdem von einigen Besuchern ausgenutzt. Auch die Einrichtung eines neuen Zugangs zum Festival-Gelände fiel positiv auf und erleichterte sicherlich vielen Musikfans den Weg vom Zelt zur Bühne. Neu war hierbei auch, dass der Einlass nur mit Scan des Cashless-Chips am Armband durch ein Drehkreuz gewährt wurde. Spart natürlich Zeit und Arbeitskräfte. : )

Ein weiteres Plus fürs Festival ist das Green-Team, welches nach dem Festival aufräumt und für ein sauber hinterlassenes Gelände sorgt. Auch die diesjährige Aktion, bei welcher für jedes wieder mitgenommene Zelt ein Baum gepflanzt wurde, bekommt von mir einen großen Daumen hoch! Die Umsetzung dieser Idee könnte etwas besser gestaltet werden, da viele Besucher entweder davon nichts mitbekamen oder nicht wussten, wo und wie das Zelt vorgezeigt werden musste.


Beim Reading sah es mit dem Camping ähnlich aus. Es gab verschiedenen Zugänge zum Kerngelände, wodurch die Besucher nicht allzu lange gehen mussten. Die am nähest gelegenen Zelte schlossen auch direkt an die Stages an.

Was beim Reading Festival sehr auffiel war, dass es hier (noch) keine Cashless-Funktion gab. Es ist für ein Festival heutzutage mehr als ungewöhnlich, dass nur mit Bargeld gezahlt werden kann.

Etwas vergleichbares zu einem „Green-Team“ wie in Sankt Pölten habe ich persönlich nicht bemerkt. Auch dass anstatt von Pfandbechern Papierbecher verwendet wurden, fand ich sehr zurückgeblieben. Man bekam jedoch für jeweils 10 zurückgebrachte Becher 1£, was auch ganz cool war.

Die Verschmutzung des Geländes auf dem Reading Festival war jedoch leider dementsprechend enttäuschend. Gerade in der momentanen Situation könnte und sollte mehr auf Sauberkeit geachtet werden und auf jeden Fall mehr getan werden, als ein kurzes Video abzuspielen mit dem Aufruf, sein Zelt wieder mit nach Hause zu nehmen.

Verpflegung

Verschiedenste Food-Trucks mit bunt gemischtem kulinarischem Angebot traf man auf beiden Festivals an. In England war dies noch etwas breiter gefächert und auch die Anzahl der Stände natürlich wieder größer. Dafür schossen hier die Preise ins unermessliche. 6£ für fade Mac&Cheese, 8£ für einen Burrito und einfach 5.50£ für ein Bier? Es ist klar, dass die Preise für Verpflegung immer übertrieben hoch sind bei solchen Veranstaltungen, jedoch war dies dann doch etwas zu viel.


Sanitäranlagen

Es scheint ein sehr kleiner Punkt auf der Liste der Vergleiche zu sein. Jeodoch ist es einer, der mir wirklich am Herzen liegt.

Auf dem Reading Festival gibt es auf dem gesamten Gelände schön gereinigte WC-Anlagen. Für Männer UND Frauen auch eigene Pissoirs, damit es zügig voran geht. Jedoch auch bei solchen Klos mit Kabinen muss man nicht einmal anstehen und kann sofort seine Durft verrichten. Mit anderen Worten: Der Veranstalter hat sich um eine passende Anzahl an WC-Anlagen im Verhältnis zu den Besuchern gekümmert. Auch im Kerngelände, gleich neben der Main-Stage kann man ohne Sorgen sofort in eine Kabine gehen sich danach auch MIT Seife die Hände waschen und sogar für eine Trinkwasserstelle ist gesorgt.

Ich verstehe nicht warum es beim Frequency Festival so wenig Toiletten und Duschen gibt??? Was rechtfertigt dem Veranstalter dazu, mich locker 10 Minuten anstehen zu lassen, damit ich aufs WC gehen kann? Für Duschen zu Stoßzeiten ist es dann oft einmal das Doppelte. Zudem findet man am Kerngelände nur Dixiklos und Händewaschen ist anscheinend überflüssig.

Wieso schafft man es hier nicht eine adäquate Anzahl an Toiletten einzurichten? Wenn es am Budget liegt: Hiermit tätige ich einen Sponsorenaufruf für das FM4 Frequency Festival – wenn ihr jemanden kennt, der Klos verleiht – bitte meldet euch bei den Veranstaltern!

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