Rapper Giacomo und Produzent Vrich erzählen am Release Tag über ihre neue EP “X”, den Entstehungsprozess und ihre musikalische Zukunft
Die EP ist draußen - wie geht’s euch?
Giacomo: Sehr gut! Ich bin sehr froh, dass ich gesund bin und noch kein Corona bekommen hab.
Vrich: Same, bin happy gesund zu sein. Und meine Freundin hat gerade vor 10 Minuten den Führerschein bestanden also doppelt happy!
Was mir aufgefallen ist, ihr habt vor der EP keine einzige Single extra released, wie das oft als “Promo” gemacht wird - war das ein bewusster Move oder eher Zufall?
Vrich: Das weiß ich gerade selbst nicht genau, warum das nicht passiert ist. Wir haben einfach als Release dieses fixe Datum, den 11. März, ausgewählt. Es war ursprünglich schon geplant, dass wir davor noch eine Single releasen und ein Video dazu machen. Dann ist die Deadline aber so schnell gekommen, dass wir uns einfach gesagt haben: Wir wollen das jetzt veröffentlichen und werden den Rest wahrscheinlich nachklingen lassen, mit Promo und allem.
Giacomo: Ich finde das Schlimmste ist es, wenn man sich als Künstler selbst eine Deadline setzen muss und die dann nicht einhalten kann. Weil als independent Artist hat man ja nie jemanden, der hinter einem sitzt und sagt, wann die Projekte genau fertig sein müssen. Dann ist es eben umso wichtiger, dass man seine eigenen Termine einhält und ein bisschen einen Rhythmus hinein bekommt. Alles was man bis dahin nicht geschafft hat kann man ja noch ergänzen, wie zum Beispiel Videos. Die geben ja auch zwei Wochen nach Release immer noch einen Akzent zu einem Song dazu.
Weil du gerade Videos ansprichst: Ist da noch etwas geplant zur EP?
Giacomo: Ja, es soll während der Releaseparty, die wir machen heute ein bisschen mit einer VHS Kamera mitgefilmt werden. Das soll dann ins Video zu “Baby nein ich habe nichts”, weil der Track eben auch so ein bisschen Partystimmung bringt, da passt das ganz gut. Soll auch alles ganz raw und echt sein, sowie wir halt sind.
Vrich: Videos zu drehen passiert aber auch generell recht schnell bei uns. In einem Tag ist eigentlich alles abgedreht und dann nach höchstens einer Woche schon fertig.
Ich hab schon ein bisschen reingehört in die EP. Das Cover ist ja im Fußball-Theme und auch in den Songs wird das schon auch aufgenommen. Soll das das Überthema des Projekts sein? Oder was ist es eurer Meinung nach?
Giacomo: Naja, also jeder einzelne Track auf der EP bildet in sich eine eigene Stimmungslage. Dadurch, dass es auch nicht als Album konzipiert wurde gibt es nicht wirklich einen genauen roten Faden, der sich durchzieht. Die Stimmigkeit besteht dann eher darin, dass jeder Track eben so unterschiedlich ist. Es ist auch ein bisschen ein Snippet von dem, was wir in Zukunft machen werden.
Vrich: Das mit dem Fußball-Thema ist so entstanden, dass der Giacomo selbst sehr Fußballbegeistert ist. Da ist dann natürlich auch der Gedanke entstanden, dass die EP ja ganz cool mit der Mannschaft zusammen zu feiern wäre.
Also ist das Projekt auch ein bisschen der Mannschaft gewidmet?
Giacomo: Ja, schon. Gerade die Tracks “Qualità" und “Ale-Ale” sind ja ein bisschen schneller und machen Stimmung. Vor allem bei “Ale-Ale” kommt die Hook ja auch von dem Stadiongesang, was gut abzufeiern ist. Ich wollte schon länger etwas mit Fußball-Bezug machen, aber ohne, dass es irgendwie corny wird. Deshalb gehts auch mehr in die Richtung Stadionstimmung.
Das habt ihr sehr schön verpackt in den 7 Songs. Obwohl das ja recht viele Tracks sind für eine EP. Wie lange habt ihr daran gearbeitet und wie ist das Projekt genau entstanden?
Giacomo: Wir haben im Oktober angefangen und da war noch der Plan, dass wir 5 Tracks machen. Dann hatten wir noch “F.O.M.O.”, den wir im September mit Supergerne gemacht haben und dann dachten wir uns der passt eigentlich auch noch gut drauf. Dann hatten wir auch noch eine Session zusammen mit Barcadi, wo dann “10+52” entstanden ist, den haben wir dann auch noch mit drauf nehmen müssen.
Vrich: Was die Arbeitszeit betrifft: Effektiv haben wir für die ganze EP eine Woche gebraucht. Natürlich haben wir im Oktober angefangen und bis jetzt immer wieder etwas gemacht, nur das teilt sich dann halt auf. Wir haben dazwischen auch immer andere Dinge zu tun gehabt, sei es Arbeiten, Familie oder sonstiges. Aber effektiv kann man wirklich sagen hat die EP eine Woche gedauert mit gesamten Mixing und Mastering.
Giacomo: Ja, genau. Teilweise hatten wir auch echt nur einen Tag pro Woche oder weniger, an dem wir Musik gemacht haben. “Qualità” zum Beispiel ist in drei Stunden zirka fertig gewesen. Da habe ich einfach den Text geschrieben, während Vrich die Beats dazu gemacht hat. Wir arbeiten da auch sehr effektiv. So im Studio chillen, wie das viele machen ist gar nicht so unser Ding. Also die Zeit, die wir hatten haben wir auch immer 100% zum Musikmachen genutzt.
Wie sieht das denn aus, wenn ihr dann im Studio seid? Teilt ihr euch das dann ganz 50/50 auf, der eine produziert und der andere schreibt?
Vrich: Wir nehmen schon aufeinander auch Einfluss, aber absolut ungezwungen. Es passiert auch ganz oft, dass ich einen Beat mache und der Giacomo kommt rein und ist super zufrieden mit allem. Das bestätigt mich dann als Produzenten auch irgendwo. Sicher kann es auch sein, dass es einmal nicht zu 100% passt, damit kann ich auch gut umgehen. Es ist aber generell schon so, dass wir gegenseitig immer down sind mit allem, was der andere macht. Nicht weil wir es einfach tolerieren und nichts sagen, sondern weil wir's gegenseitig einfach wirklich feiern. Ich würde sagen, die besten Arbeiten entstehen an den Tagen, wo wir einfach super aufeinander abgestimmt sind und alles einfach passt.
Giacomo: Ja, voll genau so ist das. Der Prozess im Studio ist dann meistens so, dass wir gleichzeitig anfangen an einem Song zu arbeiten, also Vrich macht Beats während ich schreibe. Wir starten wirklich beide gleichzeitig von 0, da können wir uns sehr gut aufeinander einstimmen. Oft haben wir auch eine gemeinsame Idee im Kopf, die am Ende vielleicht dann doch ganz woanders hingeht.
Ist es euch generell wichtig, dass Dinge gemeinsam entstehen? Ihr macht ja auch so noch viel zusammen mit anderen Musiker:innen.
Giacomo: Also, obwohl die EP ja ein gemeinsames Projekt ist sind wir jetzt kein Duo. Wir sind beide selbstständige Artists. Aber wir werden auf jeden Fall noch weiter gemeinsame Sachen machen! Ich bin ja auch quasi auf einen Produzenten angewiesen und Vrich hat auch schon vor meiner Zeit unglaublich geile Dinge gemacht.
Vrich: Genauso ist es bei mir auch. Ich fühle mich schon irgendwo gebased dadurch, dass ich einen Artist habe, auf den ich ja auch quasi angewiesen bin. Und mit ihm passt das alles unglaublich gut und wir brauchen uns gegenseitig auch irgendwo.
Giacomo: Ja, wir brauchen uns auch privat. Oft passiert's, dass man mit jemandem arbeitet und mit dem funktionierts dann auf privater Ebene aber nicht wirklich. Das ist bei uns halt wirklich anders, weil wir auch echt gut miteinander befreundet sind. Freundschaft plus quasi (lacht).
Kurz eine Frage an dich speziell, Giacomo. Dein “Markenzeichen” ist ja dass du Rap auf Deutsch und Italienisch verbindest. Was bedeutet das für dich?
Giacomo: Ich nutze es gerne aus, dass ich das kann. Ich habe das Gefühl es ist etwas, wo ich den anderen auch voraus bin und was andere wahrscheinlich gerne hätten. Generell finde ich Sprachen sind so etwas Schönes, man kann in verschiedenen Sprachen ganz unterschiedliche Dinge ausdrücken. Deshalb studiere ich auch transkulturelle Kommunikation. Ich bin auch erst 2007 nach Österreich gekommen ohne ein Wort Deutsch zu sprechen. Also Sprachen sind wirklich das geilste, was es gibt - sie machen dein Gehirn einfach so weit auf. Deshalb liebe ich das in den Tracks einzubauen.
Also rein Deutsche oder Italienische Tracks sind nicht geplant?
Giacomo: Nein, das werde ich glaube ich nicht machen. Ich kann mitlerweile garnicht mehr anders Schreiben, weil das so in meinem Kopf drinnen ist. Das ist auch eine Sache des Flows, viele Stellen hören sich durch das Zweisprachige einfach besser an. Ich finde auch gut, dass ich ein bisschen damit assoziiert werde.
Heute steht noch eure Releaseparty an mit einer Live Performance. Ist in Zukunft geplant, mehr live zu spielen?
Vrich: Ja, unbedingt!
Giacomo: Ja, ich liebs live zu spielen. Aber ich finde das ist immer recht schwierig die Konzerte dann selbst zu organisieren. Dann laden wir halt unsere Leute ein und ich finde das ist dann immer etwas unangenehm (lacht).
Vrich: Ich finde das ist auch etwas ganz anderes vor einem fremden Publikum zu spielen und die Leute für sich zu begeistern. Wenn die Leute das dann richtig abfeiern, ist das schon sehr stark.
Giacomo: Ja, genau. Wenn man Leute einlädt, die man eh kennt, dann erwartet man eigentlich eh schon, dass die einen supporten und das feiern, was man macht. Also sicher ist das auch cool, aber es wär sehr interessant zu sehen, wie es ist vor völlig fremden Leuten zu spielen. Das ist eigentlich schon so ein Ziel von uns.
Danke für das Gespräch, wollt ihr abschließend noch irgendetwas loswerden?
Vrich: Frieden ist der Weg.
Giacomo: Das wollt ich auch sagen. Und passt auf vor Fake News. Die letzten Wochen hatte ich wirklich ein Down und mich hat alles was gerade passiert wirklich runtergezogen. Dann hatte ich auf einmal extrem Angst, dass ich auf Fake News reinfall und war schon fast paranoid. Also: Fallt nicht auf Fake News rein und unterstützt, wo ihr könnt.
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