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Annenmaykantereit - 23.05.2019 - Wien


Eine Band das allererste Mal live zu sehen ist immer etwas ganz Besonderes. Man kannte sie bisher nur von ihren Musikvideos, Interviews oder Fotos und auf einmal stehen sie vor einem. Ein unbeschreibliches Gefühl und in dem Moment kaum zu glauben.

Das war bei mir am Donnerstag bei Annenmaykantereit der Fall. Obwohl ich ihre Musik schon seit einigen Jahren verfolge kam es irgendwie nie dazu, dass ich eines ihrer Konzerte besuchen konnte. Auch diesmal schien es vorerst nicht zu klappen, da ihr erster Wien-Termin am 25. Mai bereits nach wenigen Tagen restlos ausverkauft war und ich, wie so oft, zu spät dran war. Als dann beim Zusatztermin, dem 24. Mai, genau dasselbe passierte, schien es sowieso hoffnungslos. Aber Annenmaykantereit wären nicht Annenmaykantereit wenn sie nicht das unglaubliche geschehen lassen würden und einen dritten Termin und somit eine zweite Zusatzshow organisiert hätten, damit auch wirklich alle ihre Fans die volle Ladung an Glückshormonen erleben können.

Hier schlug ich dann endlich (!!) rechtzeitig zu und ergatterte die Tickets. Da ich diese aber bereits im November gekauft hatte, hieß es erst einmal warten bis es endlich so weit war. Umso größer war dann die Vorfreude.


Am 23. Mai war dann der Tag gekommen. Sehr untypisch für mich kam ich bei dem Freiluftkonzert erst eineinhalb Stunden vor Einlass beim Gelände an. Zu meiner Überraschung waren zu diesem Zeitpunkt erst ungefähr sechs Leute da, also war alles sehr entspannt. Auch als wir dann hineingelassen wurden spazierten die Gäste ganz gemütlich zur Bühne. Wenn ein Konzert so anfängt, dann ist das schon einmal ein sehr gutes Zeichen.

My ugly clementine

Nach weiteren eindreiviertel Stunden kam die Supportband auf die Bühne. „My ugly clementine“ nannten sie sich und kamen allesamt aus Wien. Die Konstellation der Musikerinnen gibt es noch nicht allzu lange, weshalb ihr Bekanntheitsgrad nicht sehr groß ist. Sie spielten ungefähr eine halbe Stunde lang eine Mischung aus Pop, Alternative und einem Hauch von Indie. Alle vier Bandmitglieder hatten eine sehr schöne Stimme, weshalb es auch keine Leadsängerin gab, sondern alle ihren stimmlichen, sowie instrumentalen Beitrag zu ihren verschiedenen Songs leisteten. Mal mehr, mal weniger. Alles in allem baten sie ihren Zusehern einen soliden, kurzweiligen Auftritt mit viel Girlpower.


Dann kamen endlich Annenmaykantereit auf die Bühne. Sie starteten ihre Show mit „Marie“ und anscheinend hatte nicht nur ich das Gefühl, die Menge übertönte Henning Mays Stimme. Denn alle Bandmitglieder hatten ein breites Grinsen im Gesicht und man konnte ihre Freude spüren.

Danach begrüßte der Sänger mit der wahrscheinlich außergewöhnlichsten Stimme des deutschsprachigen Raums die Menge aus aktuellem Anlass mit „Hallo Ibiza!“ Daraufhin riefen alle „Ibiza! Ibiza! Ibiza!“ im Chor. Verwiesen wurde auch auf das herrliche Angebot des „Ibiza-Spezial“ an der Bar. Red Bull plus 4 cl. K.O.-Tropfen wurden hier zu einem sehr vernünftigen Preis angeboten. Österreichische Politiker hätten sich gefreut :)!

Mit einer enormen Energie ging es bei eigentlich jedem Song weiter. Kein Lied verging ohne dass das Publikum regelrecht mitgrölte. Ein ausverkauftes Konzert wie es im Buche steht.

Die Band performte einige ihrer besten Songs, bei welchen auch sehr viel emotionale Stücke dabei waren. Auch zwei neue, noch unveröffentlichte Lieder spielten sie für uns. Henning bat sein Publikum jedoch diese nicht zu filmen. Den Gefallen taten ihm die meisten Personen auch. In einem der beiden Songs ging es um Entfremdung sowie den Mut, einen Neuanfang zu wagen. Ein sehr schöner Titel, auf dessen Veröffentlichung ich mich schon sehr freue.

Die Interaktion zwischen Band und Publikum gelang eher anders als gewöhnlich. Zwischen den Songs wurde nicht sehr viel gesprochen und die Setlist wurde relativ zackig abgearbeitet. Während die Musiker ihre Kunst wiedergaben war die Verbindung zwischen ihnen und ihren Fans jedoch umso stärker spürbar. Henning May stand einmal in Tränen, ein anderes Mal hatte er ein riesiges Lächeln auf dem Gesicht und tanzte seinen geschmeidigen Hüftschwung. In jedem Song stecken unendlich viele Emotionen, diese übermittelte die Band dem Publikum, sodass eine ganz besondere Verbindung entstand.

Wenn man die Lieder von Christopher Annen, Henning May, Severin Kantereit und Malte Huck hört spürt man einfach, dass sie jedes einzelne gesungene Wort und jeden Ton genauso meinen, wie sie ihn wiedergeben. Jede Zeile, jede Strophe, jedes Instrument so echt und angreifbar. Zwischen der vielen oberflächlichen Musik, die es heutzutage auf dem Markt gibt, sind sie eine Band, die nicht versucht anders zu sein, sondern es einfach ist, auf eine ganz natürliche Weise. Das ist einfach Annenmaykantereit und so gestalten sie auch ihre Auftritte.


Es war ein wunderschöner, emotionaler, aber auch lustiger und schwungvoller Abend. Für die ausverkaufte Halle lieferten sie eine riesige Show ab. Ich wäre ohne Frage auch gerne die zwei weiteren Tage dabei gewesen und glaube, dass diese für die Zuseher genauso unvergesslich werden.



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